Zukunft bist du!

Projekt

Berufsschüler/innen veröffentlichen ihre eigenen Sci-Fi Geschichten!

Ein 3D-Drucker, der verstorbene Menschen „wiederherstellen“ kann; ein Chip im Gehirn, der alle Sprachen der Welt übersetzt oder Aliens, die versuchen, sich friedlich auf der Erde zu integrieren – 2 Klassen der Berufsschule Handel@Administration haben im Rahmen des Kunsthalle Wien Projekts Zukunft bist Du Science Fiction Geschichten verfasst und in Form eines 100 seitigen Buches veröffentlicht.

Ausgehend von der Ausstellung Ydessa Hendeles. Death to Pigs beschäftigten sich die Berufsschüler/innen innerhalb des mehrtägigen Workshops mit Formen des Erinnerns, der Entstehung von Gemeinschaft und unserer Prägung durch Geschichte(n). Der thematische Fokus „Jugendliche befragen 100 Jahre Republik Österreich“ wurde dabei bewusst um einen Blick auf die Zukunft Österreichs in hundert Jahren erweitert. Die Schüler/innen schauten dabei in eine Zeit, die wir uns nur imaginär vorstellen können, die aber gerade deshalb von der jeweiligen Sicht auf die Gegenwart und deren Problemen und Chancen geprägt ist. Science Fiction sagt mehr über die Zeit aus, in der sie geschrieben wurde, und die Historie, die die jeweilige Gegenwart prägt, als über die Zukunft, von der sie spricht. Gleichzeitig konnten die Schüler/innen ihre Vorstellungen zu Geschichte(n) werden lassen und ihre Erzählstimme finden. Dieser „Blick zurück in die Zukunft“ spiegelt sich in den von den Schüler/innen verfassten Kurzgeschichten wieder.

Geschichte(n) und der Blick auf die Gegenwart

Ydessa Hendeles, die 1948 als Tochter von Überlebenden des Holocaust in Marburg geboren wurde, wirft in ihrer künstlerischen Arbeit Fragen zu Themen wie Vertreibung, Entwurzelung und Traumatisierung auf, die nicht nur unsere Vergangenheit prägen, sondern auch Teil unserer heutigen globalisierten Realität sind. Basierend auf der Annahme, dass Erzählungen und Geschichte(n) unser Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft maßgeblich beeinflussen und unsere Identität formen, setzten sich die Berufsschüler/innen zunächst anhand der künstlerischen Arbeiten Hendeles‘ mit den Themen Inklusion, Exklusion, Herkunft und Bildung von Gemeinschaft auseinander. Um den Einstieg in ein eigenes Erzählen zu finden, verfassten sie anschließend eine persönliche Geschichte rund um die Frage „Wer erzählt mir von früher?”. In Folge wurden in moderierten Gesprächen und Diskussionen, forschungsleitender Kleingruppenarbeit und kreativen Arbeitsprozessen an Zukunftsvisionen und Möglichkeitsszenarien gearbeitet. Dabei lag der Fokus thematisch auf Zusammenleben, Arbeit, Ökologie und Identität. Zusätzliche Anregungen für ihre Narrative erhielten die Schüler/innen aus Interviews, die sie selbst an öffentlichen Orten rund um die Kunsthalle durchführten, sowie durch Beispiele aus Kunst und Popkultur.

Seit jeher eröffnet das Erzählen von Zukunftsvisionen und Science-Fiction Narrativen eine Möglichkeit, aus der sicheren Entfernung der Fiktion den Blick auf die Gegenwart zu schärfen, den Status Quo aus neuen Perspektiven zu betrachten, vermeintliche Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und daraus auch neue Potentiale für Gesellschaft, Arbeit, Natur oder Zusammenleben zu denken. Ebenso lässt sich sagen, dass Erzählungen seit jeher den Umgang mit Komplexität regeln. Gerade in einem Zeitalter, das von einer überbordenden Informationsflut gekennzeichnet ist, in der man einer Vielzahl an persönlichen Erzählungen, aber auch an Erzählungen aus Werbung und politischen Kampagnen ausgesetzt ist, war es uns wichtig, ein Bewusstsein für die Allgegenwart des „Storytelling“ in der täglichen Kommunikation zu schaffen, sei es in der Werbung, in den Nachrichten oder im politischen Diskurs.

Zukunft bist Du fand im Rahmen des Programms Geschichte gemeinsam verhandeln als Beitrag zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 statt. Das Ergebnis des partizipativ angelegten Arbeitsprozesses wurde vom 12/12 – 14/12 2018 im Vermittlungsraum im Haus der Geschichte Österreich präsentiert.

Die 100 seitige Publikation Zukunft bist Du ist im Shop der Kunsthalle Wien erhältlich.

Mit Vorworten von Gerhard Kowař (Direktor, KulturKontakt Austria) und Nicolaus Schafhause (Direktor, Kunsthalle Wien), einem ausführlichen Projektbericht von Wolfgang Brunner, Daniela Fasching und Michael Simku sowie den 19 Kurzgeschichten und zahlreichen Abbildungen. Workshop Teilnehmer/innen und Autor/innen: Hamza Aziri, Lisa-Marie Bahr, Béla Békési, Kaan-Alper Celik, Celine Denk, Dario-Andrei Dragomir, Alwin Entner, Laura-Larissa Faderny, Lea Giefing, Lukas Hödl, Bianca Janicijevic, Jana Kammerzelt, Fatma Kircioglu, Sena-Nur Korkmaz, Wiktoria Krzyzowska, Edmond Lekaj, Sanela Niculovic, Elif Öz, Jana Pokitsch, Erijon Pulaj, Jonas Rieger, Milos Savic, Tobias Schweitzer, Dardan Shala, Maximillian Stanojevic, Jennifer Jolanta Wagner, Wen Xuan Xu, Dilara Yazar.